Medizinisches Cannabis: Wirkung und aktuelle Entwicklungen

Medizinisches Cannabis: Wirkung und aktuelle Entwicklungen

In den letzten Jahren hat sich das Bild von medizinischem Cannabis stark gewandelt. Was einst ein Tabuthema war, ist heute eine vielversprechende Behandlungsoption für viele Menschen. Stell dir vor, du könntest chronische Schmerzen, Übelkeit oder Schlafprobleme mit einem natürlichen Mittel lindern – das ist die Hoffnung, die medizinisches Cannabis vielen Patienten gibt. In diesem Artikel möchten wir dir näherbringen, was medizinisches Cannabis ist, wie es wirkt und welche Rolle es insbesondere in der Schweiz spielt. Tauchen wir gemeinsam in dieses faszinierende Thema ein und entdecken die möglichen Wirkweisen von medizinischem Cannabis.

 

Medizinisches Cannabis: Die Vielseitigkeit von THC und CBD entdecken

Medizinisches Cannabis umfasst Substanzen, die aus der Cannabispflanze gewonnen werden und in verschiedenen Formen verarbeitet zur Behandlung von Krankheiten oder zur Linderung von Symptomen eingesetzt werden. Produkte, die diese Substanzen enthalten gibt es als getrocknete Blüten, Öle, Kapseln und Extrakte. Die beiden bekanntesten Wirkstoffe sind THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol).

THC ist der psychoaktive Bestandteil, der das „High“ verursacht, das oft mit Cannabis assoziiert wird. Es hat aber ausserdem schmerzlindernde und appetitanregende Eigenschaften. CBD hingegen ist nicht psychoaktiv und wird häufig für seine entzündungshemmenden und angstlösenden Effekte geschätzt. Die Kombination dieser beiden Cannabinoide kann je nach Bedarf und Indikation variieren, was medizinisches Cannabis zu einer flexiblen Therapieoption macht.

 

Medizinische Anwendungsbereiche von Cannabis

Medizinisches Cannabis wird in der Schweiz für verschiedene medizinische Zwecke eingesetzt:

  • Chronische Schmerzen: Cannabis hat sich als wirksam bei der Behandlung von chronischen Schmerzen, insbesondere bei neuropathischen Schmerzen, erwiesen. Studien zeigen, dass die Cannabinoide die Schmerzbahnen im Gehirn beeinflussen und somit die Schmerzwahrnehmung reduzieren können [1].
  • Neurologische Erkrankungen: Weiters kann medizinisches Cannabis bei Erkrankungen wie Multipler Sklerose zur Linderung von Spastiken und Krämpfen eingesetzt werden. Einige Patienten berichten von einer signifikanten Verbesserung ihrer Symptome [2].
  • Übelkeit und Appetitverlust: Besonders bei Patienten, die sich einer Chemotherapie unterziehen, kann Cannabis helfen, Übelkeit und Appetitlosigkeit zu lindern. THC hat sich als effektiv erwiesen, um diese Nebenwirkungen zu minimieren [2].
  • Psychische Erkrankungen: Einige Studien deuten darauf hin, dass Cannabis auch positive Effekte bei psychischen Erkrankungen wie Angstzuständen und Depressionen haben kann. Dennoch ist Vorsicht geboten, da bei Menschen mit einer Veranlagung zu psychischen Störungen, wie Schizophrenie, ein erhöhtes Risiko für psychotische Symptome bestehen kann [1].

 

Die Schweiz und Cannabis

Interessanterweise hat die Schweiz in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Wandel in der Gesetzgebung bezüglich dem medizinischen Cannabis vollzogen. Im August 2022 wurde das Verbot von Cannabis zu medizinischen Zwecken aufgehoben. Dies bedeutet, dass Ärzte nun Cannabisprodukte verschreiben können, wenn sie der Meinung sind, dass diese für ihre Patienten von Nutzen sind.

 

Zugang zu medizinischem Cannabis

Die Verschreibung erfolgt in der Regel bei schwerwiegenden Erkrankungen, wenn andere Behandlungsmethoden nicht ausreichend wirken. In der Schweiz können Ärzte sogenannte „Magistralrezepturen“ verschreiben, die individuell für die Patienten hergestellt werden. Dies hat den Zugang zu medizinischem Cannabis für viele Menschen erleichtert, die auf diese Therapie angewiesen sind. Es ist wichtig zu betonen, dass die Verschreibung von medizinischem Cannabis nicht leichtfertig erfolgt. Ärzte müssen sorgfältig abwägen, ob die Vorteile die Risiken überwiegen, und Patienten sollten gut informiert sein, bevor sie mit einer Therapie beginnen.

 

Aktuelle Studien und Forschung

Die Forschung zu medizinischem Cannabis nimmt stetig zu, und immer mehr Studien untersuchen dessen Wirksamkeit und Sicherheit. Einige interessante Studien der letzten Jahre sind:

  • Schmerztherapie: Eine Studie der University of Michigan zeigte, dass Patienten mit chronischen Schmerzen, die medizinisches Cannabis verwendeten, über eine signifikante Reduktion ihrer Schmerzwerte und eine verbesserte Lebensqualität berichteten.
  • Epilepsie: Eine klinische Studie, veröffentlicht im New England Journal of Medicine, fand heraus, dass CBD die Anfallshäufigkeit bei Patienten mit Dravet-Syndrom, einer schweren Form der Epilepsie, signifikant reduzierte.
  • Multiple Sklerose (MS): Eine Übersichtsstudie im Journal of Neurology Research zeigte, dass Cannabinoide bei der Linderung von Muskelspastiken und anderen MS-Symptomen wirksam sein können.

 

Die Bedeutung und Zukunft von medizinischem Cannabis in der Schweiz und darüber hinaus

Medizinisches Cannabis bietet eine vielversprechende Therapieoption für viele Menschen, die unter chronischen Schmerzen, neurologischen Erkrankungen oder den Nebenwirkungen von Chemotherapie leiden. In der Schweiz hat die gesetzliche Regelung den Zugang zu diesen Produkten erheblich verbessert, was vielen Patienten neue Hoffnung gibt. Es ist jedoch wichtig, dass Patienten gut informiert sind und in enger Zusammenarbeit mit ihren Ärzten die für sie geeignete Therapie finden. Die Entwicklung in der Schweiz könnte als Beispiel für andere Länder dienen, die ähnliche Schritte in Richtung einer regulierten Nutzung von Cannabis zu medizinischen Zwecken unternehmen möchten. In einer Zeit, in der alternative Behandlungsmethoden immer mehr an Bedeutung gewinnen, bleibt medizinisches Cannabis ein faszinierendes Thema, das sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt.

 

 

[1] https://www.medcan.ch/

[2] https://www.bag.admin.ch/med-anwendung-cannabis